
Praxisnahe Tipps aus dem klinischen Alltag:
wertvolles Wissen für Wundexperten
Zum mittlerweile 16. Mal trafen sich am 18. und 19. Oktober 2024 etwa 150 „Geprüfte Wundberater/innen AWM®“ zum zweitägigen Fresh-up-Seminar der Akademie für Wundmanagement im Kommunikationszentrum der PAUL HARTMANN AG in Heidenheim.
Mit einer Neuheit wartete das 16. Fresh-up-Seminar in diesem Jahr auf: Statt mit dem üblichen Referat von Sabine Engstle (Seminarleiterin AWM) über aktuelle Trends und Produktentwicklungen aus dem Bereich Wundversorgung startete die zweitägige Veranstaltung mit einem Talk-Format. Sabine Engstle und Sven Wörsdörfer von HARTMANN sprachen dabei über Neuigkeiten im Bereich Wundbehandlung und Gesundheitspolitik. Im Fokus stand dabei insbesondere auch die nur einen Tag vor Beginn des Seminars vom Bundestag verabschiedete Krankenhausreform.
Anschließend referierte Gabriele Erbacher zum Thema „Essverhalten-Wunde-Psyche“. Erbacher ist leitende psychologische Psychotherapeutin an der Földiklinik, dem Europäischen Zentrum für Lymphologie in Hinterzarten im Schwarzwald. Sie ging in ihrem Referat beispielsweise auf den Zusammenhang verschiedener Essstörungen und deren Auswirkungen auf eine erfolgreiche Wundbehandlung ein. Erbacher stellte psychologische Tools vor, die im praktischen Alltag zur Anwendung kommen können und betonte die Bedeutung von Kommunikation für den Therapieerfolg.
Nach der Mittagspause sprach Dr. Christian Grüneis, Handchirurg und Facharzt für Allgemeinchirurgie sowie Facharzt für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie am Krankenhaus Altdorf bei Nürnberg. Grüneis referierte über Therapien in der Akut- und der Spätphase im Rahmen der Behandlung von Verbrennungen. Er betonte dabei die Wichtigkeit einer engen Anlehnung und Verzahnung von Rehabilitationsmaßnahmen mit den Brandverletztenzentren in Deutschland.
Thema des anschließenden Referats von Zeynep Babadağı war die „Erhaltung und Förderung der Hautintegrität in der Pflege“. Babadağı, Master of Science of Wound Care Management (PMU Salzburg) und Wundexpertin ICW, Psychoonkologin und examinierte Krankenschwester, stellte Struktur-, Prozess- und Ergebniskriterien vor, die für das Ziel einer individuellen Hautintegrität bei Menschen mit pflegerischen Unterstützungsbedarf notwendig sind.
Als letzter Referent am Freitag sprach Dr. Steffen Grass über „Akute Wunden in der Praxis“. Gass ist Facharzt für Dermatologie und Venerologie, Mitbetreiber einer Dermatologischen Gemeinschaftspraxis in Günzburg und war Vizepräsident des Bundesverbandes Deutscher Dermatologen. Er ging in seinem Vortrag auf die Unterschiede in Diagnostik und Behandlung spezifischer Hautverletzungen sowie Hauterkrankungen ein und definierte insbesondere den „Akut“-Begriff.
Den Auftakt am Samstag bildete der Vortrag von Christina Lindemann, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Oberärztin am Wundzentrum in Kaufbeuren. Sie sprach über „Wunde und Adipositas – eine Herausforderung“. Anhand mehrerer Fälle aus der Praxis beschrieb sie den Einfluss von Adipositas auf die körperliche, psychische und soziale Situation der Patienten und die deren Symptome. Sie beleuchtete die Zusammenhänge daraus resultierender Erkrankungen und das Entstehen von Wunden.
Dr. med. Ulrich Eberlein, Arzt und Phlebologie am Venenkompetenzzentrum Coburg, präsentierte daran anschließend „Fallstricke in der Kompressionstherapie des älteren Menschen“. Eberlein erläuterte die Indikationen und Kontraindikationen einer Kompressionstherapie und ging auch auf die verschiedenen Formen der Kompressionsversorgung selbst ein. Dabei beleuchtete er auch Aspekte wie Adhärenz, Handhabung, Tragekomfort und Wirtschaftlichkeit.
„Medikamenteninduzierte Wunde“ lautete der Titel des Referats von Dr. med. Thomas Horn, Leitender Oberarzt der Dermatologischen Klinik am HELIOS Klinikum in Krefeld. Horn erläuterte, dass es zwar einerseits Fallberichte aus der Praxis gäbe, das Thema andererseits aber in der Forschung bislang unterrepräsentiert sei. In der Regel fänden keine zielführenden Laboruntersuchungen statt. Auch die Literaturrecherche bezüglich Medikamenten-induzierter Ulcera sei schwierig, da es keine einheitlichen Suchbegriffe – also Algorithmen – gebe.
Den mittlerweile schon traditionellen Abschluss des zweitägigen Seminars bildete das Referat von Dr. med. Michaela Knestele, Fachärztin für Chirurgie und Chefärztin an den Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren sowie fachliche Leiterin der Akademie für Wundmanagement. Sie stellte wie immer aktuelle Fälle aus der Wundbehandlung vor.
Das alljährliche Fresh-up-Seminar der Akademie für Wundmanagement ist thematisch interdisziplinär ausgerichtet und richtet sich sowohl an Pflegekräfte als auch an Ärzte. Das Spektrum der Beiträge ist dabei breit gefächert, beleuchtet werden unter anderem die Themen Wunddokumentation, autoimmunologische Wunden, die Kompressionsversorgung bei komplexen Krankheitsbildern sowie die Patientenedukation.